Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert erneut den Galoppsport. Grund: Die Peitscheneinsätze während der Rennen führen die Liste der Tierschutzverstöße 2024 an. Denn 73 mal nutzten Jockeys die Peitsche zu häufig oder falsch.
"Galopprennen sind mit dem Tierschutzgedanken nicht zu vereinbaren. Ohne Rücksicht auf die körperliche Entwicklung und psychische Belastung von Pferden zu nehmen, werden diese viel zu jung auf die Rennbahn geschickt und mit Peitschenhieben zu Höchstleistungen getrimmt. Der Preis, den sie dafür zahlen, ist hoch. Sie stürzen, brechen sich die Beine und gehen über ihre natürlichen Grenzen hinaus. Solch eine Leistung würden sie in freier Wildbahn nur in einer lebensbedrohlichen Situation erbringen", erklärt Andrea Mihali, Pferdeexpertin beim Deutschen Tierschutzbund.
Dabei bezieht sie sich auf aktuelle Daten aus dem Galoppsport. Danach führen Peitscheneinsätze die Liste der Tierschutzverstöße 2024 an: 73-mal nutzten Jockeys die Peitsche zu häufig oder falsch. 18 Pferde lahmten infolge von Galopprennen, in 16 Fällen trat bei eingesetzten Pferden Nasenbluten auf.
Galoppsport: Reines Draufschlagen ist verboten
Dagegen sieht sich der deutsche Galopprennsport als Vorreiter in Sachen Peitscheneinsatz: "Wie in keiner anderen Pferdesportart hat der Galopprennsport den Einsatz der Peitsche streng geregelt", so der Verband "Deutscher Galopp" auf seiner Homepage. So darf die Peitsche seit Januar 2023 nicht mehr als drei Mal im gesamten Rennen eingesetzt werden.
Vor dem eigentlichen Einsatz muss dem Pferd die Peitsche gezeigt werden. "Was also aussieht, als würde der Reiter jedesmal von vorne nach hinten durchziehen, ist der Tatsache geschuldet, dass er die Peitsche in das Sichtfeld des Pferdes führt", so der Verband.
Danach muss er die Peitsche seitlich am Pferd entlang im Rhythmus der Galoppade einsetzen, wobei die peitschenführende Hand immer unter Schulterhöhe zu bleiben hat. Und der Verband betont: "Ein reines ‚Draufschlagen‘, das mit Schmerzen verbunden wäre, ist verboten. Es geht hier um die Unterstützung der vorwärtstreibenden Hilfen."
Verbot hat kaum Auswirkungen, so Tierschützer
Das sehen die Tierschützer anders: "Laut dem Bundesverband ‚Deutscher Galopp‘ ist der Peitschengebrauch in der Rennordnung genauestens definiert; dem Reitenden drohen bei Missbrauch Geldstrafen oder ein mehrtägiges Rennverbot", heißt es in einer Mitteilung des Deutscher Tierschutzbundes. Dieses Vorgehen habe aber keine nennenswerten Auswirkungen auf den Peitscheneinsatz im Rennjahr 2024 gehabt.
Die vom Deutschen Tierschutzbund erfassten Zahlen zeigen, dass Verstöße gegen den Peitscheneinsatz am häufigsten vorkamen. In 60 Fällen setzten Jockeys die Peitsche falsch ein, 13-mal wurde sie häufiger genutzt als die pro Rennen erlaubten drei Schläge. Im Vergleich zum Jahr 2023 sind dies fast doppelt so viele Vergehen. Dabei sank die Anzahl der Rennen von 951 auf 893.
Tierschützer fordern Ende von Galopprennen
Die Tierschützer sagen: Strafen würden bewusst in Kauf genommen. Der Großteil der sanktionierten Jockeys tauchte 2024 sogar wiederholt in der Statistik auf. Und: Die Peitschenhiebe sollen Pferde zu einem höheren Tempo treiben. Dabei belegen Studien , dass die Schläge die Bewegungskoordination der Tiere beeinträchtigen und so das Verletzungsrisiko zusätzlich steigern.
Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich für ein Ende des Galopprennsports ein. Denn: In Pferderennen erleiden die Tiere immer wieder Verletzungen, da der Wettkampf ein erhebliches Risiko birgt. Ein Risiko, das Verantwortliche für den sportlichen Erfolg und das Preisgeld in Kauf nehmen. Auch die körperlichen und psychischen Belastungen für junge Pferde sind erheblich.
Laut den vom Deutschen Tierschutzbund dokumentierten Daten waren 54 Prozent der voll im Galopprennsport eingesetzten Tiere erst zwischen drei und vier Jahre alt. Zehn Prozent wurden bereits mit zwei Jahren ins Rennen geschickt. Auch die Unterbringung der Pferde ist laut der Tierschützer problematisch. So würden einjährige Nachwuchspferde meist den größten Teil des Tages in Boxen verbringen, anstatt mit Artgenossen auf der Weide. Die "Leitlinien für den Tierschutz im Pferdesport" schreiben jedoch vor, dass Pferde bis zu einem Alter von 30 Monaten in Gruppen gehalten werden müssen.

Schweiz: Peitschen bei Galopprennen verboten
Dass es anders geht, zeigt die Schweiz. Die Schweizer Pferdebesitzer, Jockeys und Trainer haben vor einem Jahr beschlossen: Peitschenschläge während der Rennen werden verboten – eine einmalige Aktion! "Wir wollen die Pferde nicht mehr schlagen", so der Verband Galopp Schweiz ganz deutlich. © Pferde.de