U21-EM: Ekstase und völlige Erschöpfung nach Viertelfinal-Drama

Zwischenzeitlich hatte es so ausgesehen, als müsste die deutsche U21 ihren Traum vom EM-Titel bereits im Viertelfinale beerdigen. In der 58. Minute war Italien durch ein Tor von Luca Koleosho in Führung gegangen, doch schon zehn Minuten später sollte das (aus italienischer Sicht) Drama seinen Lauf nehmen.

In der 68. Minute sorgte Zwei-Meter-Mann Nick Woltemade per Kopf für den 1:1-Ausgleich und hat damit bereits beeindruckende fünf Turniertreffer auf seinem Konto. Doch das sollte nicht Woltemades letzte Aktion an diesem Abend bleiben.

Auch beim Tor zum 2:1 von Nelson Weiper (l.) hatte Woltemade als Vorbereiter seine Füße im Spiel. Und so stand es in der 87. Minute 2:1 für Deutschland – doch diese Führung bekam das DFB-Team nicht über die Zeit.

Denn das inzwischen durch Gelb-Rote Karten für Wilfried Gnonto (80.) und Mattia Zanotti (87.) doppelt dezimierte Team aus Italien traf noch einmal. Giuseppe Ambrosino hielt per Freistoß in der Nachspielzeit Italiens Hoffnung am Leben. Es ging in die Verlängerung.

Doch Deutschland ließ sich von dem späten Schock nicht entmutigen. "Egal, was uns passiert, wir können das abschütteln und immer einen draufsetzen", fasste Kapitän Eric Martel die mentale Stärke seines Teams nach dem Spiel zusammen.

Zum deutschen Matchwinner wurde in der 117. Minute Joker Merlin Röhl, der von der Strafraumkante einfach abzog und sehenswert traf. "Der Treffer bedeutet mir schon viel. Ich habe den Moment sehr genossen", sagte Röhl nach dem Spiel.

Bei Röhl kannst der Jubel keine Grenzen – und dieses Mal brachte Deutschland den Vorsprung über die Zeit, gewann das Spiel mit 3:2 und steht im Halbfinale der EM.

"Ein verrücktes Spiel", sagte der Gladbacher Dauerläufer Rocco Reitz (l.). "Ich hoffe, dass wir den Drive und auch so ein bisschen diese Emotionen mitnehmen. Dieses Gefühl, dass wir auch so Dinger ziehen."

Reitz war nach der Energieleistung von Dunajska Streda "am Anschlag. Bei mir geht nichts mehr."

Dem angeschlagen ausgewechselten Mittelfeldkollegen Martel ging es da keineswegs anders. "Ich bin mausetot und einfach nur überglücklich", sagte der Kölner.

"Eistonne und Pizza", hieß die Devise für Reitz, während der nun schon fünfmalige Turniertorschütze Woltemade am liebsten "direkt ins Bett" wollte, sich aber vorher noch eine Umarmung bei Mama abholte.

Trainer Antonio Di Salvo setzte in der Nacht das Training für den Montag ab. Regeneration im Hotel ist geplant, danach geht die Reise in die Ost-Slowakei nach Kosice. Dort soll der nächste Schritt auf den vierten Titel nach 2009, 2017 und 2021 genommen werden.

"Die Lust ist riesig, ist doch klar. Wir sind jetzt schon im Halbfinale", sagte der 46 Jahre alte Trainer über sein Team. "Wir wollen ins Finale."

Am Mittwoch (21 Uhr) geht es nun im Halbfinale gegen Frankreich mit Ex-Bayern-Star Mathys Tel. "Wieder ein Kracher, die nächste Topmannschaft", freut sich Woltemade. Vor allem ihn dürfte Frankreich keinesfalls unterschätzen.